von Andy Pillip

Radio­hörer richtig abholen

Nutzer­zen­triert zum Konzept für eine Radio-Webseite

Unser nutzer­zentriert erarbeitetes Konzept für die Homepage von Radio­sendern holt bereits über dem Fold den größten Teil der Besucher ab und führt sie direkt zu den spannenden Inhalten.

Wir teilen hier gerne in Form einer Fall­studie unsere Erfahrung und Ideen mit Euch.

Trotz Pitch-Situation haben wir uns nicht lumpen lassen und nutzer­zentriert über Interviews und Analytics-Daten ein Konzept entwickelt, das den Bedürfnissen der typischen Besucher einer Radio-Webseite Rechnung trägt.

Dabei haben wir wieder bewusst die Konkurrenz-Analyse auf später verschoben um uns auf eine innovative Lösung konzentrieren zu können.

Der Mobile-First Ansatz hat uns auch hier wieder geholfen, uns auf die wichtigsten Elemente zu konzentrieren und eine echte Hierarchie zu etablieren. Auch gerade die Platzierung von Werbung darf im Responsive Design kein nach­geschobener Gedanke sein.

Wer besucht eine Radio-Webseite?

Unsere Interviews mit Hörern und die Analyse der Google Analytics Daten haben unsere eigene Erfahrung bestätigt. Die Besuche auf einer Radio-Webseite passieren haup­tsächlich in folgenden Situationen:

  1. Der Moderator hat ein interessantes Thema besprochen und gerade auf die Webseite verwiesen
  2. Welcher Song war das?
  3. Der Moderator hat zur Teilnahme am Gewinn­spiel aufgerufen
  4. Ich möchte Webradio hören
  5. Was gibt's neues?

Nach der ersten Iteration über das Konzept haben wir eine Konkurrenz-Analyse eingeschoben. Dabei wurde offen­sichtlich, dass besonders der Bayerische Rundfunk sich viele Gedanken um seine Nutzer macht. Die Bayern 3 Webseite wurde zu diesem Zeit­punkt unseren Recherche­er­gebnissen gerecht.

Trotzdem hat uns der Vergleich mit unserem Konzept gezeigt, dass wir unserer Meinung nach einiges sogar noch besser lösen. Aus der Konkurrenz-Analyse haben sich keine Änderungen ergeben. Natürlich gehört zum Nutzer­zentrierten Vorgehen auch der Test der Lösungen mit echten Hörern – aber wir befanden uns ja erst in der Pitch-Situation.

Prominenter Sendungs-Bereich

Beim Radio dreht sich alles um Sendungen. Ganz besonders um die aktuelle Sendung: Der Großteil der Besucher hat einen Bezug zum aktuell laufenden Programm, weil er entweder gerade zuhört, oder hören möchte. Dem möchten wir mehr Rechnung tragen und begrüßen den Besucher direkt mit der Sendung, bevor wir zum Wetter, Verkehr oder zu allgemeinen News kommen.

Auf dem Startbildschirm ist zu sehen: Jetzt läuft: Guten Morgen Bayern; mit Wolfgang Leikermoser; noch 20 Minuten; PlayIm Sendungs­bereich fühlen sich also die meisten Besucher angesprochen. Auch Web-Radio-Nutzer können hier direkt den Player starten und wissen bereits vorher, welche Sendung läuft und wer moderiert.

Die Fragen der Hörer müssen wir hier ebenfalls beantworten:

  1. Der Moderator hat gesagt auf der Webseite gäb's mehr Fotos vom Eisbärenbaby. Wo finde ich die?
  2. Welcher Song läuft da gerade?
  3. Wo kann ich bei dem Gewinnspiel teilnehmen?

Unsere Lösung ist ein Mikro-Blog zur Sendung, à la Twitter (nur kürzer) der alle aktuell relevanten Links enthält.

Der Sendungs-Mikroblog

Über den Mikroblog kann der Moderator seinen Monolog im Radio zum Dialog im Web ausbauen.

 Auf dem Startbildschirm steht zusätzlich: «08:23 Fotos von Eisbären; 08:14 Umfrage: Warum ist die Banane krumm?»Wenn er sagt es gäbe auf der Webseite mehr Infos zum Eisbären­baby, kann er zeit­gleich einen Link posten. Ruft er zur Teilnahme an einer Umfrage auf, postet er ebenfalls den Link. Die Hörer seiner Sendung finden dann gleich beim Öffnen der Seite die Sendung und dort den Link zu den versprochenen Fotos. Sie müssen dafür noch nicht einmal Scrollen.

Im Mikroblog-Teil steht zusätzlich ein Eintrag «08:32 Song: James Blunt – You're Beautiful»Versteht man den Blog als eine Art Protokoll über Ereignisse währen der Sendung, bietet sich natürlich auch an, dort die gespielten Songs zu zeigen.

Natürlich aktualisiert sich der Mikroblog auf der Webseite in Echtzeit. Das ermöglicht auch ein Caching der Hauptseite, um Last­spitzen abzufangen.

Sendungs-Rückschau

Ebenso kann dieses Protokoll (der Mikroblog) als Sendungs-Rückschau funktionieren. Die Hörer können sich wesentlich besser an die Sendung als an die Uhrzeit erinnern, zu der zum Beispiel ein Song lief. Der Zugang zur Playlist über die Sendung ist also ebenfalls im Sinne der Nutzer.

Für Webradio-Hörer ist ebenso interessant, welche Sendung als nächstes läuft.

Der Sendungsbereich ist unter dem Mikroblog ergänzt um eine Liste der heutigen Sendungen, und einem Kalender-Link «Mittwoch 12.»Für beide Fälle haben wir einen Ausschnitt vom heutigen Programm unter dem Sendungs­bereich platziert. Das Programm von heute lässt sich scrollen, man kann aber auch den Kalender öffnen.

Der Darstellung des Programms und dessen Rückschau als Kalender wird von Besuchern erwartet. Wir denken schließlich alle in Form von Kalender­tagen zurück an Vergangenes.

Werbung, Baby

Private Radio­sender finanzieren sich fast aus­schließ­lich über Werbung. Wie aber positioniert man Werbung auf kleinen Bild­schirmen und bei schlechten Bandbreiten?

Unsere Meinung ist, dass die Positionierung von Werbung im Flow, also dort wo der Nutzer seinen Bedürfnissen nach­geht, generell am Besten aufgehoben ist. Dadurch vermeidet man Banner-Blind­ness und lange Lade­zeiten. Es wirkt auch wesentlich subtiler, als ein dicker, fetter, blinkender Banner im Kopf der Seite.

Links ein Foto vom Moderator, mittig Titel der Sendung und Play-Button, rechts der Mikroblog mit eingeschobenem Werbungs-Post und unten die Liste der Tagessendungen und Kalender-Link.

Der Mikro­blog ist im Sendungs­bereich das zentrale Element. Deshalb platzieren wir dort automatisch auch Werbe­einträge, die auf den ersten Blick erst mal nicht als solche erkennbar sind, aber beim zweiten Blick vor dem Klick klar als Werbung ge­kenn­zeichnet sind.

An anderen Stellen haben wir je nach Bildschirm­größe auch wieder die Möglichkeit wahr­genommen, grafische Werbebanner zu platzieren. Aber immer im Flow, ähnlich den seiten-eigenen Einträgen.

Wie kann das Radio­team das leisten?

In unserem Konzept für den Pitch haben wir uns auf die Web­seiten­besucher und deren Bedürfnisse konzentriert. Wie die Radio-Crew diesen Mikroblog bewirtschaftet, hätten wir während des Projektes optimiert.

Erste Gedanken für das Radio­team waren, tatsächlich Twitter zu benutzen, damit einen weiteren Dialog zu öffnen und von den fertigen Apps zu profitieren. Das würde die Funktion des Blogs zu Last­spitzen sicher­stellen, weil die Twitter API diese behandeln kann.

Auch wäre die Vorbereitung des Mikro­blogs durch das Web-Team in Zusammen­arbeit mit dem Moderator denkbar. Dieser muss nur schrittweise die vorbereiteten Posts ver­öffentlichen.